Disclaimer: Ich vermenschliche das System im Folgenden teilweise. Das ist lediglich ein rhetorisches Mittel. Ich glaube explizit nicht, dass das System irgendetwas wollen kann. Vermeintliche Handlungen und Entscheidungen sind vielmehr emergente Phänomene die aus der Art wie das System konstruiert wurde und wie es sich entwickelt hat hervorgehen. Emergente Phänomene die vor allem auch aus der Interaktion mit den Menschen und Institutionen die darin leben, die auf es angewiesen sind und die es teilweise auch ausmachen, hervorgehen.1
Es ist gewollt, dass Bürger das System verstehen.2 Selber nach denken, es auf Konsistenz hin untersuchen. Sich politisch bilden und diese Bildung auch anwenden. Aber in welcher Tiefe ist es gewollt? Doch wohl nur innerhalb des Systems. Dieses kann nicht wollen das man auch Möglichkeiten bedenkt, die es nicht berücksichtigt.
Wie stellt es sicher, dass diese Grenze eingehalten wird? Vor allem wenn es in sich nicht konsistent ist. Risse in der Logik (vor allem wenn sie klaffend werden) sind eine Erklärung, warum Menschen unbeabsichtigt rausfallen. Irgendwann sind nur noch einzelne Schollen des ehemals so lückenlosen Raums übrig. Menetekel haben sich bewahrheitet. Das was einst die Herausforderung war, nämlich sich von den Zwängen des Systems zu befreien, ist jetzt der Status quo und nimmt volle Fahrt auf. Man muss eben doch vorsichtig sein mit dem was man sich wünscht, es könnte in Erfüllung gehen.
Bin es nur ich, oder sind die Annahmen des demokratisch freiheitlichen Systems wirklich ein bisschen schwer zu verstehen? Es sind wohl die Werte, die auf ein Podest gehoben sind. Einige davon decken sich aber nicht mit beobachtbaren Handlungen und Ereignissen. Betrachtet man die Werte als Potential3, das ohne physikalische Realität ist und welches einzig durch die Kraft, die aus Ableitung des Potentials entsteht, wirken kann, und sich die Kraft nicht mit dem Experiment deckt, muss man dann nicht das Model des Potentials, also die Werte, anpassen? Das machen die Weisen doch schon seit Jahrtausenden. Sie finden sich in eine Gesellschaft geworfen, die sie nicht aufgebaut haben und nicht verstehen. Vermutlich finden sie sich in ihr nicht zurecht, dekonstruieren sie mit dem Ziel sie so zu verstehen. Dann schreiben sie, sofern sie motiviert sind, ihre Ergebnisse auf. Das hat dann z.B. die Form des Pali-Kanons, des Daodejing, der Veden, des Talmuds, der Bibel, des Korans, des Buches Mormon, u.v.m.4
Wie auch immer, das scheint die Grenze zu sein, ab der man zwar noch weiter überlegen darf, aber keinen festen Boden mehr unter den Füßen hat. Weit raus geschwommen ist und nicht mehr auf die Küstenwache zählen kann einen rauszuziehen. Tief in den Wald gelaufen ist und auf Tümpel aufpassen muss. Abgründe, die man hinabstürzen kann, nicht mehr als solche gekennzeichnet sind. Man auf einmal für sein eigenes Leben verantwortlich ist. Man auf tatsächliche, physikalische Wirkmechanismen vertrauen muss im Gegensatz zu juristischen, von Menschen gemachten. Wo der Körper eine biologische Maschine ist, keine von der Natur getrennte Person. Wo Masken und Anschein keinen Wert haben. Dort findet man sich, im kalten, unbarmherzigen, wunderschönen nicht fragmentierten Dasein.5
Davor, komplett ohne diese Säulen in Form von Werten zurechtkommen zu müssen, schützen Institutionen und Systeme. Nicht zuletzt schützen sie auch vor der dem Menschen gegenüber unbarmherzigsten Kraft, dem ungezähmten Kapitalismus. Gott haben wir getötet6, das soll reichen. Die Institutionen und Staaten müssen und dürfen leben.
Anmerkungen
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Abgrenzen würde ich es lediglich von der objektiven Realität der Erde. Wobei uns dieses Abgrenzen natürlich gerade auf die Füße fällt… Dazu an anderer Stelle mehr. ↩
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Die Bundeszentrale für politische Bildung unterstützt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger dabei, sich mit Politik zu befassen. Ihre Aufgabe ist es, Verständnis für politische Sachverhalte zu fördern, das demokratische Bewusstsein zu festigen und die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit zu stärken. (https://www.bpb.de/die-bpb) ↩
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in der Physik die Fähigkeit eines konservativen Kraftfeldes, eine Arbeit zu verrichten ↩
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Überlegt man sich dieses Verfahren mal wirkt es nicht sehr weise(wobei das natürlich auch nur ein Wort ist). Eher autistisch. ↩
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Ein gut gemeinter Hinweis an Tieftaucher und Astronauten: es gibt keine Dualität, zumindest deutet nichts darauf hin. Eine Spaltung wo keine ist, ist zu vermeiden und würde zu Neurosen führen. Der Geist und der Körper sind eins und letzterer ist im konstanten Austausch mit der Welt. Der Atem ist die sicherste Verbindung, dicht gefolgt von der Haut. Der Atem ist nicht gerichtet, der Rest der Welt atmet auch den Inhalt meiner Lunge. Mein Körper ist aus Teilen die in Supernovae an ganz anderen Punkten in der Raumzeit des Universums entstanden sind gemacht. Sagittarius A* hält die Milchstraße zusammen. Alle Energie auf dem Planeten kommt von der Sonne. ↩
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Er hat es wohl nicht anders verdient ↩