Jeder Mensch hat diese Leere in sich. Jeder geht unterschiedlich damit um, das ist eine der Freiheiten die uns bleibt.

Künstler: Aaron Diaz (http://dresdencodak.com)

Michael Ende hat es in ‘die unendliche Geschichte’ gut beschrieben1. Das Nichts breitet sich in Phantasien aus und vernichtet alles.

Auch in Momo erklärt er es sehr treffend. Am Anfang merkt man noch nicht viel davon. Man hat eines Tages keine Lust mehr irgendetwas zu tun. Nichts interessiert einen, man ödet sich. Aber diese Unlust verschwindet nicht wieder, sondern sie bleibt und nimmt langsam immer mehr zu. Sie wird schlimmer von Tag zu Tag, von Woche zu Woche. Man fühlt sich immer missmutiger, immer leerer im Innern, immer unzufriedener mit sich und der Welt. Dann hört nach und nach sogar dieses Gefühl auf und man fühlt gar nichts mehr. Man wird ganz gleichgültig und grau, die ganze Welt kommt einem fremd vor und geht einen nichts mehr an. Es gibt keinen Zorn mehr und keine Begeisterung, man kann sich nicht mehr freuen und nicht mehr trauern, man verlernt das Lachen und das Weinen. Dann ist es kalt geworden in einem und man kann nichts und niemand mehr lieb haben. Wenn es einmal so weit gekommen ist, dann ist die Krankheit unheilbar. Es gibt keine Rückkehr mehr. Man hastet mit leerem, grauem Gesicht umher, man ist genauso geworden wie die grauen Herren selbst. Ja, dann ist man einer der ihren. Diese Krankheit heißt: die tödliche Langeweile.

Die Stelle wurde auch auf geniale Art und Weise von Tua gesampelt (https://www.youtube.com/watch?v=2Wkpurnkf8I)


Ich denke die Leere ist für viele kreative Menschen ein Antrieb. Es geht darum sie möglichst geschickt zu verstecken. Etwa durch ein Labyrinth, dass die Leere umgibt, sie abschirmt. Wie ein Geländer, dass Leute nicht reinfallen. So ein ‘in die Landschaft einbauen’ des eigentlichen Themas ist sehr ästhetisch. Bei dem Thema der Leere ist das sehr schwierig, das Werk muss sehr subtil und fein sein. Das Thema nur zwischen den Zeilen als Methapher zu erahnen. Wenn man lauter als mit einem Flüstern darüber spricht hat man keine Chance es zu kommunizieren.
Leere verstecken

Eine Faszination der Leere ist das sie das Unendliche bedingt. Die Leere und das Unendliche sind beide nicht greifbar. Die Leere ist eine von den gefährlicheren Dingen auf die man treffen kann. Sie ist Quelle und Senke. Es ist nicht klar wie man mit ihr umgehen soll, viele Organisationen versuchen es, es wirkt aber immer ein bisschen wie Betrug. Man kann sich Jahre lang an ihr abarbeiten, versuchen sie in einen Wett-Starren zum Einknicken zu bringen. Während man das macht merkt man garnicht wie albern und zwecklos es ist ;) Sie hat wie ein Schwarzes Loch eine enorme Anziehungskraft. Das Bild mit dem schwarzen Loch passt ganz gut, weil im Zentrum unserer Galaxie ja auch ein schwarzes Loch (Sagittarius A*) ist.
Herausfordern der Leere

Das Bild das man von der Leere und dem Unendlichen hat hängt mit dem Bild vom Universum zusammen. Daher entwickelt es sich mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wie es angefangen hat (Big Bang), was vorher war(???), was jenseits der Grenze ist (dunkle Materie?), wie es endet (Kältetod) und wie das jetzt genau mit der Expansion ist (konstant oder beschleunigt), ob es deterministisch ist oder zufällig. Vieles davon steht noch zur Debatte, die Absperrbänder um die Debatte sind aber sehr real, die Fronten verhärtet. Vor allem bei der Quantenmechanik hat sich die Kopenhagen-Interpretation durchgesetzt. Nur langsam sprechen Leute wieder über andere Interpretationen, wie etwa die many-worlds Interpretation.


Anmerkungen

  1. Der Film ist KEIN Ersatz fürs Buch: Ende wurde zu einer Vorab-Aufführung eingeladen. Er war entsetzt über das gigantische Melodram aus Kitsch, Kommerz, Plüsch und Plastik und fühlte sich in seiner Ehre als Schriftsteller, Künstler und Kulturmensch tief verletzt.