Menschen spiegeln sich gegenseitig, was auch schön, gut und sinnvoll ist. So lernt und übt man gewollte Verhaltensweisen ein. Besonders intensiv und bereitwillig werden aber extreme emotionale Zustände, wie z.B. Angst oder Panik gespiegelt. Macht ja evolutionär auch Sinn. Wenn jemand den Säbelzahntiger im Wald sieht und aufgebracht ins Dorf zurückkommt, sollten alle anderen möglichst schnell auf diesen Film aufspringen. Da geht’s um Leben und Tod! Ein kurzes Zögern kann den Unterschied machen1. Findet der gleiche Mensch eine schöne Blume oder auch eine Nahrungsquelle muss sich dieser emotionale Zustand beiweiten nicht so schnell ausbreiten, es ist einfach nicht so dringend, geht nicht um Leben und Tod.

Heute gibt es keine Säbelzahntiger mehr und auch generell haben die konkreten Gefahren abgenommen. Ironischerweise kommen die statistisch größten Gefahren fürs Leben von dem Mechanismus der uns früher vor dem Tod geschützt hat.
Konstante Panik, Geschäftigkeit und Stress sind die größten Killer. Ihre Symptome sind Herzinfarkt, Schlaganfall, Autoimmunerkrankungen, Krebs, Fettleibigkeit, psychische Krankheiten, …

Es fühlt sich gut an, wenn man auf einen Panikfilm aufspringt. Man hat das Gefühl was zu tun, aktiv zu sein. Dem Säbelzahntiger nochmal davon zukommen. Eben dieses gute Gefühl zu hinterfragen ist die Herausforderungen. Ist nicht blind zu spiegeln, sondern zu hinterfragen. Sehr oft ist Aktionismus fehl am Platz, reaktionäre Ansätze zu kurz gedacht.

Jeder Mensch ist auch ein Spiegel (außer vielleicht die ganz harten Soziopathen). Will man das Level an Panik und Angst in seinen Umfeld abbauen hilft es ein selektiver Spiegel zu sein. Mehr die emotionalen Zustände spiegeln, die mit dem Finden einer Blume korrespondieren, als die, die vom Säbelzahntiger kommen.


Anmerkungen:

  1. Das ist übrigens ein ähnlicher Mechanismus, wie der, der überhaupt dafür sorgt dass wir eine Tendenz zur Angst und Vorsicht haben. Die Gene der Menschen, die bei 100 potentiellen Säbelzahntigersichtungen jedes mal davongelaufen sind haben es eher in die nächste Generation geschafft, als die der Menschen, die nur bei jeder zweiten potentiellen Sichtung in Panik geraten sind. Selbst wenn die Chance, dass es wirklich ein Säbelzahntiger war, eins zu hundert oder sogar eins zu tausend war.