Es war einmal die Realität. Man konnte sich in ihr erleben. Es gab nur die eine und man war Teil von ihr.
Genug war das nicht. Um sie genauer zu verstehen hat man sie abstrahiert und fragmentiert. Modele über sie erstellt, mit dem Ziel Prognosen für die Zukunft aufzustellen.
Die Berge, Steppen und Ozeane (aber auch Kulturen) wurden auf Karten eingezeichnet. Machte man sich Gedanken über sie oder wollte sie erforschen, wurde das durch diese Abstraktion überhaupt erst ermöglicht. Ohne es zu merken vergaß man, dass man über die Symbole, nicht über die Dinge selbst, sprach. Selbstverständlich wurden die Karten detaillierter. So detailliert bis sie genau so detailliert waren wie die Realität1. Dann bewegte man sich nur noch auf der Karte. Man wollte die Karte besser verstehen, über sie reden. Sie abstrahieren und Theorien über sie aufstellen. Dazu machte man Karten der Karte. Diese wurden immer genauer, bis sie so genau waren wie die Karte selbst. Mit jeder Iteration wurden leichte Änderungen eingeführt. Durch hyperreale Zeichen wurde die Intensität des vermeintlichen Erlebens gesteigert. Die Ursprünge der Zeichen sind unter Kopien von Kopien vergraben. Der Anreiz sie freizulegen ist nicht sehr hoch, da sie in ihrer emotionalen Wirkung subtiler sind als die hyperrealen Zeichen, an die man gewohnt ist.
- Wie kommuniziert man diesen Sachverhalt?
- Charlie Kaufmann versucht es mit “Synecdoche New York”, oder “I’m thinking of ending things”.
- Lars von Trier mit “Melancholia”.
- Chuck Pahlaniuk (und David Fincher) mit “Fight Club”.
- Jean Baudrillard mit “Simulacra and Simulation”.
- Wie lebt man mit dem Wissen über diesen Sachverhalt?
- Wohin geht man, wenn man Interesse an den ursprünglichen Erlebnissen hat?
- Wie unterscheidet man ob man Gefallen an einen hyperrealen Zeichen von etwas (z.B. Glück), oder der Sache selbst findet?
- Warum ist es relevant?
- Da man sich hier nicht auf die Daten (=Gefühle) verlassen kann (da nicht klar ist, ob sie von der Überzeichnung oder der Sache selbst stammen), darf man sich nicht erlauben schlampig oder logisch unsauber zu argumentieren.
- Im neo-liberalen Humanismus ist die Maxime, dass alles gut wird wenn jeder sein eigenes Glück maximiert. Das Individuum ist wenn es um Lebensgestaltung geht die höchste Autorität. Entscheidungsgrundlage sind die Gefühle.
- Natürlich geht es um den Durchbruch in die tatsächliche Realität, zumindest die Aspekte, die sich nicht gut unter Simulakren verstecken lassen. (Wasser, Luft, Klima, Nahrung, Müll)
Anmerkungen
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bzw. besser gesagt unser aktuelle Zugang zur Realität, durch die Sinne aber auch durch externe Messinstrumente. ↩